Der Rundfunk als achte Großmacht

Auf den Tag genau - Podcast autorstwa Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Die Faszination der Zeitungslandschaft für das Radio, die nach der „Geburtsstunde des deutschen Rundfunks“ am 29. Oktober 1923 Fahrt aufnahm, lässt sich sehr gut allein dadurch dokumentieren, dass zahlreiche Tageszeitungen eigene Rubriken für das Radioprogramm und Entwicklungen auf dem Gebiet einrichteten. Wie sehr den Redakteur*innen dabei bewusst war, dass das Radio den Zeitungen den Rang als das zentrales Informationsmedium ablaufen würde, ist nicht ganz klar zu fassen. Sehr deutlich positioniert sich Karl Lerbs im Hamburger Echo vom 30. August 1924, wo er den Rundfunk zur achten Großmacht proklamiert. Der Bremer Schriftsteller, Drehbuchautor und Übersetzer überträgt damit den Einfluss, der sich in Bezug auf die freie Presse in der Formulierung „Die Vierte Gewalt“ ausdrückte, auf das Radio, indem er es neben die sieben Großmächte der Zwischenkriegszeit (Deutschland, Italien, Japan, Großbritannien, USA, Frankreich und die Sowjetunion) stellte. Lerbs schrieb hier in einer sozialdemokratischen Zeitung und kann auch sonst zu der Zeit als eher politisch liberal bezeichnet werden. Er arrangierte sich allerdings später mit dem NS-Regime, für das er etwa beim Pressedienst der NSDAP arbeitete. Seine Überlegungen zum Rundfunk liest für uns Frank Riede.

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