Über die Feinheiten der Teutschen und anderer Sprachen

Der Weg des zynischen Menschenfreundes zum Glück - Podcast autorstwa Lauter Vollkoffer

Tags: Sprachkurs, EnglischJa ich bin in der Midlifekrisis und da ich inzwischen mit Riesenschritten auf die Fünfzig zugehe, habe ich beschlossen mich in meinem noch verbleibenden Lebensabschnitt nur noch mit wirklich wichtigen und existenziellen Dingen zu befassen. Darum befasse und unterhalte ich mich seit geräumer Zeit nicht mehr mit und über Aktienkurse, Politik, Altersvorsorge, sondern nur noch mit und über die Symetrieverletzung in Lambdazerfällen, Damenschlammfreistilringen, das Quark-Gluon-Plasma, Oben-Ohne-Golfen, die Stringtheorie, Flatrate-Komasaufen und ja, Sie ahnen es, immer öfter auch mit und über vergleichende Alt- und Neuphilologie. Ein bis fünf Mal die Woche treffe ich mich zum Zweck des diesbezüglichen Gedankenaustausches mit einem Alters- und Leidengenossen zum Mittagessen beim Jugoslawen ums Eck auf Cevapcici. Bei unserer letzten intellektuellen Orgie bei Weißbier und Slibowitz, entwickelte er eine interessante aber völlig witzlose Theorie darüber, wann man im Englischen „too“ und wann „also“ sagt. Er war der Meinung „also“ drücke die Beiordnung zum Subjekt, das rigoros nachgestellte „too“ die Beiordnung zum Objekt aus. Damit auch ich was zu einem Thema, von dem ich absolut nix verstehe und das mich trotzdem nicht sonderlich interessiert, etwas beitragen konnte, meinte ich, man könnte durchaus auch das „also“ nachstellen. Dieser meiner Theorie widersprach er mit Vehemenz und aufs heftigste. Und meinte so würde man besten- oder schlimmstenfalls in Wien Englisch reden. Nur um ihn zu ärgern, recherchierte ich anschließend zu diesem Thema am Internet und fand eine Meinung, die uns beiden unrecht gab: Do you too speak English, also. Sie sagt, dass die Position unterschiedlich ist, dass es aber das gleiche heißt. These guys, too, or also tell you random nonsense, but at least they are also moderately hilarious: 9. Also too, never, ever use repetitive redundancies endlessly over and over again. And just for simplifying matters, why not use "as well" instead, when you don´t know whether to use "too" or "also". And add, a few, random commas all, over the, place. Beim nächsten mittäglichem philosophischen Besäufnis lenke ich das Gespräch auf die Sprache Dantes in der Hoffnung in der Doppelconference zwischen dem Gscheidn und dem Bledn endlich einmal die Rollen zu vertauschen. Weil Italjanisch kann er, der aus der Heimat Rudi Carells kommt, nicht. Italienisch ist eine viel klarere Sprache als das Idiom der Bier in sich hineinschüttenden Hooligans von der Insel. Für "auch" gibt´s ein halbes Dutzend Worte, pure, anche, persino, proprio, perfino, lo stesso, -unque.... Die kann man im Satz in freier italienischen Syntax hinstellen, wo man will. Je ungewöhnlicher die Stelle um so gebildeter wirkt man, weil schließlich nur gebildete Leute im Stande sind, sich der freien Syntax zu bedienen um beliebige Akzente und Nebenbedeutungen zwischen den Zeilen anzubringen. Diese Wörter heißen nämlich alle auch leicht was anderes, je nachdem, wo sie stehen und welche man benutzt.. Wenn der Sprecher nicht weiß, worin der Unterschied liegt, ist das nicht so schlimm, der Zuhörer weiß es nämlich auch nicht. Hauptsache man redet und es klingt schön. Wie im Deutschen erwirbt man erst nach mindestens fast fünf Jahrzehnten die Fähigkeit diese diffizilen Unterschiede zu erkennen, wie zum Beispiel, dass die Verwendung des Präteritums nicht nur anzeigt, dass etwas schon passiert, nicht mehr zu ändern ist und deshalb eigentlich auch nicht mehr wert darüber zu reden, sondern auch, dass - wenn schon nicht unbedingt das Subjekt des Satzes - zumindest der Sprecher schwul ist UND aus Norddeutschland kommt. Ja das alles verstehe ich und erfasse ich in einem Augenblick, wenn jemand den kurzen und für die meisten jegweglichen belastenden Sinnes baren Satz sagt: "Es kanaukelte". Nein, sowas würde nicht einmal Kübelbeck sagen und auch nicht Dieter Bohlen und nicht einmal Freddy Quinn. Und weil man, wie gesagt, Jahrzehnte braucht, eine solche Sprachkompetenz zu entwickeln, sollte man, bevor man sich den 50 nähert, einfach die Schnauze halten und alte weisse Männer wie uns beide, Rudi Carell und mich, am Balkon der Muppetshow reden lassen und auf uns hören. Aber andererseits: Redeten die anderen keinen Blödsinn, worüber würden wir dann reden. Letzteres habe ich übrigens nicht gesagt, weil ich Ihnen irgendetwas wichtiges mitteilen wollte, sondern nur um Ihnen zu beweisen, dass es im Deutschen sowohl Konjunktiv II als auch Konditional gibt und sogar ein Wiener Prolet das weiß. Andererseits könnte es auch heißen: "Würden die anderen keinen Blödsinn reden, worüber redeten dann wir". Ist nicht so wichtig. Aber immerhin wichtiger als Aktienkurse, Politik, Altersvorsorge. Wenn Sie, werter Leser, jetzt nach Lektüre dieser Zeilen zur Erkenntnis gelangt sind, dass es mit meinen neuphilologischen Kenntnissen doch nicht so weit her ist, oder einfach, wenn Ihnen ausreichend fad ist, können Sie sich ja stattdessen an meinen altphilologischen und sozialen Theorien ergötzen bis begeilen: Wenn Sie sich während der Lektüre ein paar Dosen 16er Blech zwitschern, fällt das Verständnis leichter und mein Sponsor freut sich. Wenn Sie grün sind, was definitiv schlimmer als schwul ist und etwas für ihre ökologische Umwelt machen wollen, das Recycling effizienter zu gestalten, sollten Sie die Dose anschließend plattmachen.