Filmtipp: "Sophia, der Tod und ich" - Tiefe Traurigkeit und Komik

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Der Film ist eine starke Mischung aus urkomischen Momenten und tiefer Traurigkeit Acht Jahre nach dem Autorendebüt von Uhlmann das gleichnamige Regie-Spielfilmdebüt des Schauspielers und Dokumentarfilmers Charly Hübner. Der Schauspieler Dimitrij Schaad, in der Rolle des Reiner, öffnet die Tür einer Berliner Altbauwohnung mit ähnlich entspannter Körperhaltung und vergleichsweise desinteressierter Freundlichkeit, wie er das schon in den "Känguru-Chroniken" getan hat. Nur dass dieses Mal kein sprechendes Beuteltier vor seiner Nase steht, um ihm auf die Nerven zu gehen, sondern ein Typ im schwarzen Anzug mit schneeweißem Gesicht. Irgendwann hört der Spaß schließlich auf. Allerdings scheint die Sache ernster zu sein als gedacht, als besagter Tod - offenbar nicht an diesseitige, physikalische Gesetze gebunden - trotz verschlossener Türen wenig später in Reiners Badezimmer auftaucht und ihn wiederholt davon in Kenntnis setzt, dass es gleich vorbei sei. Dann aber passieren unvorhergesehene Dinge: Der Drei-Minuten-Plan gerät in Verzug und Reiner bekommt noch ein bisschen Zeit. Die wird unter anderem dazu genutzt, um mit Sophia, seiner Ex-Freundin, zum Geburtstag seiner Mutter zu fahren. Sein Tod, der sich den anderen als Morten vorstellt, ist immer mit dabei. Charly Hübner gelingen Bilder mit Nachhall Nachdem sich Charly Hübner das Buch gekauft hatte, stand für ihn schnell fest: "Nach der ersten Szene - Morten an der Tür, Morten im Badezimmer - war es für mich klar, dass ich das erzählen möchte, dass ich das gerne probieren will, diese 'abstruse' Setzung zu inszenieren. Auch alles andere, was dann passiert: diese Querverweise, 'Star Wars', dann ist man auf einmal bei der Mutter in so einer norddeutschen Kleinbürgerlichkeit, dann dieses Roadmovie mit einem sehr langsamen Auto - da gab es viel zu holen." Und Charly Hübner, als Schauspieler vielfach ausgezeichnet und auch in einer kleinen Nebenrolle zu sehen, als Dokumentarfilmer schon erprobt, holt auch als Regisseur dieser fantastisch-fiktionalen Story die Zuschauer auf jeder Ebene des Buches ab. Darüber hinaus hat er kluge und mitreißende inszenatorische Einfälle, die nachhallende Bilder hervorbringen: Etwa einen Kiosk mit Kaurismäki-Flair, an dem sich zur Geisterstunde illustre Gestalten treffen: "Dieser Kiosk ist wie ein Marvel'sches Portal und alle, die dort ankommen, sind in so einem beseelten Rauschzustand. Die Menschen, die dort stehen, sind ja keine Menschen, sondern Todesboten, die unterschiedliche Charaktere in sich tragen und je nach charakterlicher Ausprägung das Sterben gestalten."

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